Paris – die Stadt des Lichts, der Liebe und der belebten Boulevards. Doch unter der Oberfläche dieser pulsierenden Metropole verbirgt sich ein anderes, geheimnisvolles Paris: Ein Netz aus Tunneln, alten Gleisen und stillgelegten Metrostationen, die von den meisten Touristen – und sogar vielen Parisern – übersehen werden. Diese sogenannten Geisterbahnhöfe erzählen Geschichten von gescheiterten Bauprojekten, veränderten Stadtplänen und den dunklen Kapiteln der Geschichte, die sie für immer zum Schweigen brachten.
Besonders berühmt unter diesen verlassenen Metrostationen ist Saint-Martin, eine einst belebte Station, die in unmittelbarer Nähe von Montmartre liegt. Heute ist sie nur noch ein Relikt der Vergangenheit, ein Ort, der längst von der offiziellen Stadtkarte verschwunden ist – doch nicht aus der urbanen Legende von Paris.
Die Geisterbahnhöfe von Paris – Ein verborgenes Netz unter der Stadt
Die Pariser Métro wurde 1900 eröffnet und ist heute eines der größten und ältesten U-Bahn-Netze der Welt. Doch mit der ständigen Weiterentwicklung des Stadtverkehrs und den Auswirkungen historischer Ereignisse wurden einige Bahnhöfe entweder nie eröffnet, stillgelegt oder mit anderen Stationen zusammengelegt. Insgesamt gibt es in Paris 18 sogenannte Geisterbahnhöfe. Einige davon sind kaum noch zugänglich, während andere gelegentlich für Dreharbeiten oder private Führungen genutzt werden.
Einige der bekanntesten Geisterbahnhöfe sind:
- Haxo (nie eröffnet, ohne öffentlichen Zugang)
- Arsenal (seit 1939 geschlossen)
- Croix-Rouge (ebenfalls 1939 stillgelegt)
- Porte des Lilas – Cinéma (wird für Filmaufnahmen genutzt)
Während einige dieser Stationen unvollendet blieben, hatten andere einst regen Betrieb und fielen später dem Wandel der Zeit zum Opfer. Saint-Martin, die Geisterstation nahe Montmartre, gehört zu diesen verlorenen Orten.

Saint-Martin – Der Geisterbahnhof von Montmartre
Die Geschichte von Saint-Martin
Die Station Saint-Martin wurde 1931 eröffnet und war ein wichtiger Haltepunkt auf den Linien 8 und 9. Sie lag strategisch günstig zwischen den Stationen Strasbourg – Saint-Denis und République, beide zentrale Knotenpunkte im Metrosystem.
Doch ihre Geschichte nahm 1939 eine abrupte Wendung. Während des Zweiten Weltkriegs wurde sie – wie viele andere Bahnhöfe – aus wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Gründen geschlossen. Als der Krieg endete, hätte sie eigentlich wieder in Betrieb genommen werden können. Doch die unmittelbare Nähe zur Station Strasbourg – Saint-Denis, die nicht einmal 100 Meter entfernt liegt, machte sie überflüssig. So blieb die Tür für Passagiere für immer verschlossen.
Ein Blick ins Innere: Was ist aus Saint-Martin geworden?
Heute liegt die Station verlassen und dunkel, ihre alten Bahnsteige staubig und von der Zeit gezeichnet. Doch wer auf den Linien 8 oder 9 fährt und genau hinschaut, kann beim Vorbeifahren einen kurzen Blick auf die verlassene Station werfen. Trotz ihrer Inaktivität hat Saint-Martin eine besondere Aura – sie ist eine der wenigen Stationen, die noch über Werbeplakate aus den 1930er Jahren verfügt, welche inzwischen von Patina und Graffiti überzogen sind.
In den 1990er Jahren wurde der Bahnhof vorübergehend als Obdachlosenunterkunft genutzt, doch seitdem bleibt er größtenteils unberührt. Einige urbane Entdecker haben es geschafft, in die Station einzudringen und faszinierende Bilder aus einer längst vergangenen Zeit mitzubringen: alte Metroschilder, rostige Geländer und verstaubte Bahnsteige, die von einer anderen Epoche erzählen.
Warum fasziniert uns das Phänomen der Geisterbahnhöfe so sehr?
Der Charme von Geisterbahnhöfen liegt in ihrer geheimnisvollen und melancholischen Ästhetik. Sie sind stille Zeugen vergangener Zeiten, eingefrorene Momente einer Stadt, die sich ständig wandelt. In einer pulsierenden Metropole wie Paris ist es faszinierend, Orte zu entdecken, die sich der Modernisierung entzogen haben – Orte, die nicht für den täglichen Gebrauch bestimmt sind, sondern für das Vergessen.
Doch Saint-Martin ist nicht nur ein stillgelegter Bahnhof, sondern ein Symbol für die verborgenen Geschichten von Paris. Viele Menschen laufen täglich in unmittelbarer Nähe dieser verlassenen Station vorbei, ohne zu wissen, dass sich unter ihren Füßen ein Bahnhof befindet, der einst das Leben unzähliger Pariser beeinflusste.
Geheimtipps für Urbex-Fans und Abenteurer
Für diejenigen, die sich für Urban Exploration (Urbex) interessieren und die verborgenen Winkel von Paris entdecken möchten, gibt es einige Möglichkeiten, um das Thema Geisterbahnhöfe aus erster Hand zu erleben:
- Metro-Fahrt mit offenen Augen: Wer mit den Linien 8 oder 9 fährt, kann versuchen, bei der Durchfahrt durch Saint-Martin einen Blick auf die verlassene Station zu erhaschen.
- Geführte Touren: Es gibt gelegentlich Spezialführungen, die von Metroliebhabern oder Stadtforschern organisiert werden und an verlassene Orte der Stadt führen.
- Fotografie & urbane Ästhetik: Viele Fotografen haben die Faszination von Geisterbahnhöfen entdeckt. Alte Metrostationen wie Porte des Lilas – Cinéma können für Fotoshootings genutzt werden.
Saint-Martin und die Zukunft der Geisterbahnhöfe
Die Frage bleibt: Wird Saint-Martin jemals wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht? Die RATP (die Pariser Nahverkehrsgesellschaft) hat in der Vergangenheit einige stillgelegte Stationen umgewandelt – etwa zu Kunstgalerien oder Eventlocations. In London wurden alte U-Bahn-Stationen in Museen oder Veranstaltungsräume verwandelt. Könnte ein ähnliches Schicksal Saint-Martin erwarten?
Vorerst bleibt der Bahnhof in Dunkelheit gehüllt. Doch die Faszination um die Geisterbahnhöfe von Paris – und insbesondere um Saint-Martin nahe Montmartre – wird weiterleben. Wer weiß, vielleicht öffnet sich eines Tages eine Tür und gewährt uns einen neuen Blick in die verborgene Welt unter den Straßen von Paris.